"Drum sitzen die Verliebten am liebsten unter Linden"
Dorflinde früher: ein beliebter Ort zum "kallen", kosen und krakelen
"Ich schnitt in seine Rinde so manches süße Wort" - wer kennt nicht den Vers aus Wilhelm Müllers Dichtwerk "Am Brunnen vor dem Tore". Die Linde gilt bis heute als "Baum der Liebenden", sein Holz ist bei Schnitzern und Drechslern als besonders weich geschätzt.
44 herrliche Linden zieren in der Pronsfelder Bahnhofsstraße das Unterdorf am rechten Prümufer. Es ist selten geworden, dass man solch eine stattliche Anzahl "in geschlossener Formation" vorfindet. Und dass, obwohl diese einzigartige Baumreihe in der Endphase des Zweiten Weltkrieges besonders viele Splitter "abbekam". Viele "Beulen" an den Stämmen deuten auf das Eisen im Körper hin, doch alle Bäume haben den Granathagel überlebt.
Die Linde - ein in Deutschland besonders beliebter Baum. Das hat gewiss mit Poesie und Tradition zu tun. Unter dem Schutz der Dorflinde versammelte sich früher die Dorfjugend zum fröhlichen Tanz, in ihrem Schatten hielten Gemeindeväter ihre Beratungen ab. Kein Dorf war früher ohne Lindenbaum, meist in Nähe zur Kirche, zum Dorfbrunnen und zum Mittelpunkt gelegen.
War die Esche den nordischen Völkern, die Eiche den Kelten und die Ulme den Franken heilig, so galt die Linde bei den Germanen und Franken als "geweihter Baum". Der Juli - Blütenmonat der Linde - hieß gar früher "Lindenmonat". Linden sind eine besonders gute Bienenweide, das Holz ist als "Schnitzerholz" beliebt, und die Blüten dienen als Grundlage für einen beliebten Tee, der Schweiß austreibt und Fieber senkt.
Auch besitzt die Linde einen besonderen symbolischen Charakter. In vorchristlicher Zeit wohnten Nymphen und Götter in ihrem Blätterwerk, kein Blitzstrahl konnte die Linde treffen, so dass der "duftende Baum" auch Schutzcharakter in sich trug. Unter der Dorfliebe wurde "gakallt", gekost und krakelt, besonders bei nächtlichen "Sitzungen". Ihre Rinde trug oftmals Zeichen von Verliebtsein und Heiratsdaten.
Kriemhild Finken, Autorin aus Prüm, weist in ihrem Buch "Rotbuche und Steineiche" (2007) auf die Linde als Gegenstand in der Literatur hin: "Immer wieder brachten dies große Dichter zum Ausdruck". (siehe Hintergrund). Kriemhild Finken nennt Walther von der Vogelweide, Heinrich Heine, Wilhelm Müller, Ludwig Uhland und Martin Luther als Beispiele.
Auch funktional hatte die Linde eine große Bedeutung: Aus ihrer Rinde stellten die Bauern Körbe und Bütten her, Bast wurde zu Seilen, Schnüren, Matten und sogar zu Kleidung verarbeitet, das Holz galt als weiches und dichtes Material zum Schnitzen. Linden waren als so genannte "Trachtbäume" Bienenstock und Vorratskammer für Honig.
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